Vortragsreihe der Arbeitsgruppe „Humanities and Religion“
Wenn der Grund für eine Religion wie das Christentum das Verschwinden eines Körpers ist, dann müsste Abwesenheit zumindest als einer ihrer zentralen Begriffe formulierbar sein. Hierzu müsste Abwesenheit nicht als ein Zustand, sondern als eine Bewegung gedacht werden, die einen Sog erzeugt, einen Entzug.
Zur Erforschung einer solchen Abwesenheit empfiehlt sich ein Umweg über ästhetische Erfahrungen aus dem Zusammenhang des sogenannten postdramatischen Theaters. Diese Erfahrungen lassen sich auf religiöse Praxis und ihre Liturgien übertragen, was einer Öffnung dieser Praxis für Abwesenheit gleichkommt.
Schließlich – nach einem kleinen Experiment – findet sich die theologische Pointe unserer Erforschung der Abwesenheit in der Lektüre eines Textes des im vergangenen August verstorbenen französischen Philosophen Jean-Luc Nancy. Er nimmt seinen Ausgangspunkt in der Frage danach, wie und ob man von Gott sprechen kann, ohne sich an ihn zu wenden. Diese Frage führt Nancy zu einer vielgestaltigen, sehr alltäglichen rhetorischen Praxis, dem Ausruf: Mein Gott! Mon Dieu! Mei Got!
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