Vor knapp 40 Jahren, am 24. Februar 1984, wurde Luxemburgisch als Nationalsprache des Großherzogtums anerkannt. Seitdem werden erhebliche Mittel in die Ausbildung, die Ressourcen und die Forschung für die luxemburgische Sprache investiert.
Peter Gilles ist Professor für Linguistik an der Universität und Veteran in der Lehre und Forschung des Fachs: „Das Gesetz vom 24. Februar hat zu einer Professionalisierung der Sprache geführt, zunächst in Bezug auf die Regeln und das Lehren der Sprache, aber auch in Bezug auf die Sprachforschung und die Digitalisierung der Sprache.“
2006 wurde an der Universität das Institut für luxemburgische Sprache und Literatur gegründet, mit dem Ziel, diese Professionalisierung der Sprache zu begleiten. Heute fördern die Projekte des Instituts einen interdisziplinären Ansatz an der Schnittstelle von (Sozio-)Linguistik, Literaturwissenschaft, Didaktik und computergestützten Methoden. “Die aus der Forschung hervorgehenden Applikationen erleichtern die Kommunikation in einem mehrsprachigen Kontext und können Orientierungspunkte zur Aushandlung und Entwicklung der Identität für Mitglieder unserer Gesellschaft anbieten. Sie erleichtern das Verständnis der Geschichte Luxemburgs und unterstützen Personen und Unternehmen bei der Kommunikation in einem mehrsprachigen Kontext.” Die Anwendungen kommen Studierenden und Forschern zugute, aber auch Auswanderern oder Grenzgängern, Autoren und Verlegern, Lehrern oder Personen, die in einem Umfeld arbeiten, in dem das Luxemburgische vorherrscht.
Die Digitalisierung, ein Eldorado für die Sprache
Vier Vorzeigeprojekte liegen an der Schnittstelle zwischen Linguistik und Digitalisierung:
- Das Sprachmodell LuxT5, das dem von ChatGPT benutztem Modell ähnelt, ist ein hochentwickeltes Werkzeug, das Text verstehen und generieren kann. Entwickelt von Alistair Plum und Christoph Purschke, integriert und erstellt LuxT5 Texte in Luxemburgisch, funktioniert aber auch in Deutsch und Französisch. Indem es gleiche Mengen an Daten aus diesen verwandten Sprachen einbindet, hat dieses Modell das Potenzial, die digitale Präsenz und Fähigkeiten des Luxemburgischen deutlich zu verbessern. Ein solches Modell kann Innovationen bei der Entwicklung von Sprachanwendungen für Luxemburg inspirieren, wie zum Beispiel mehrsprachige Chatbots oder Textübersetzungen.
- Auf dem Familiennamenatlas können die Nutzer ihren Familiennamen in der Großregion lokalisieren und die Etymologie ihres Familiennamens erfahren.
- Der „Variatiounsatlas“, dokumentiert die Varianten des Luxemburgischen. Forscher Peter Gilles, Christoph Purschke, Nathalie Entringer und Sara Martin haben mehr als 250,000 Daten analysiert, um Sprachkarten nach Regionen und Wörtern zu erstellen.
Dieser umfassende Atlas ermöglicht einerseits die detaillierte Analyse von Sprachvariationen, Phonetik, Grammatik oder Vokabular nach Region, sozialer Kategorie, Alter oder anderen Merkmalen. Außerdem kann der Nutzer anhand von Sprachkarten, die bis 1963 zurückreichen, den Wandel der Sprache im Laufe der Zeit beobachten. Schließlich kann der Nutzer diese Sprachveränderungen mit soziodemografischen Faktoren einer Gemeinde vergleichen, zum Beispiel mit der Entwicklung der Urbanisierung oder der Migration.

- Lux-ASR, das Spracherkennungstool für Luxemburgisch: Lux-ASR erkennt Übergänge vom Luxemburgischen ins Französische und ist online kostenlos verfügbar. Die Applikation wird heute von der Abgeordnetenkammer und RTL verwendet.
Im Laufe der Jahre hat das Institut zahlreiche Projekte durchgeführt, darunter die mobile App „Schnëssen“ („plaudern“). Mit dieser App können Nutzer wertvolle Audiodaten aufzeichnen, die aus Redewendungen und Dialekten aus allen Teilen des Landes bestehen. Mithilfe dieser Daten konnten die Forscher Projekte wie den Variationsatlas erstellen.
„Die Bedürfnisse von Einzelpersonen, Institutionen und Unternehmen in Bezug auf sprachliche Ressourcen gehen mit gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen einher“, erklärt Peter Gilles. „Unsere Forschung will es ermöglichen, dass Luxemburgisch zu einer Sprache wird, die in verschiedenen Umgebungen verstanden und mit Leichtigkeit gehandhabt wird.“
Das Studienangebot
Studierende des Bachelor en Cultures Européennes können die Option „Lëtzebuerger Linguistik a Literatur“ wählen. Mit diesem Diplom können sie eine Karriere im Verlags- oder Bildungswesen, im Journalismus im Kulturbereich anstreben, sowie ein Masterstudium.
Studierende des Master en Enseignement secondaire, die einen Werdegang im luxemburgischen Sekundarschulwesen anstreben, können sich für die Option „Langue et littérature luxembourgeoises“ entscheiden.
Bild ganz oben : © CAPE