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Gewonnene Erkenntnisse: Das Management der Corona-Pandemie in Luxemburg als Grundlage für die Pandemievorsorge

  • Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB)
    21 Mai 2025
  • Kategorie
    Forschung, Outreach
  • Thema
    Lebenswissenscha​ften & Medizin

WHO Pandemieabkommen unterzeichnet

Am 20. Mai 2025 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrer Jahresversammlung das lang erwartete WHO-Pandemieabkommen verabschiedet und damit die Grundlage für eine koordinierte und gerechtere globale Reaktion auf künftige Gesundheitskrisen geschaffen. Globale Experten sind sich einig, dass in unserer vernetzten Welt nicht die Frage ist, ob, sondern wann eine weitere Pandemie auftritt. Aufgrund des Klimawandels, der zunehmenden Verstädterung und der engen Kontakte zwischen Menschen und Wildtieren können neue Infektionserreger entstehen und sich rasch ausbreiten.1,2 Daher ist es wichtig, heute in die Bereitschaft zu investieren.

Die Erfahrungen Luxemburgs aus der COVID-19-Pandemie sind ein wertvolles Beispiel dafür, wie eine von der Forschung unterstützte Politik und Entscheidungsfindung bei künftigen Pandemien Leben schützen kann. Während der COVID-19-Pandemie verfolgte Luxemburg eine evidenzbasierte Managementstrategie, die sich auszahlte: Laut einer umfassenden Studie der WHO, die im Magazin Nature veröffentlicht wurde, verzeichnete das Land in den Jahren 2020 und 2021 die niedrigste Übersterblichkeit in der Europäischen Union, einschließlich des Vereinigten Königreichs.3 Die Übersterblichkeit gibt an, wie viele Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum aufgrund einer Infektion mit SARS-CoV-2 oder aus anderen Gründen über dem erwarteten Wert liegen. Diese Kennzahl gilt inzwischen weithin als das genaueste Maß für die Pandemieleistung eines Landes. Bemerkenswert ist, dass Luxemburg diese niedrige Übersterblichkeitsrate erreichte, ohne dass es zu längeren bevölkerungsweiten Lockdowns kam, die Schulen nach dem ersten Lockdown geöffnet blieben und im Vergleich zu anderen Ländern ein Großteil des wirtschaftlichen und sozialen Lebens erhalten blieb.

Wie hat Luxemburg die Pandemie im Vergleich zu einigen der fortschrittlichsten Länder der Welt so gut bewältigt?

Die Antwort liegt in frühzeitigem Handeln, evidenzbasierter Entscheidungsfindung und operativer Agilität. Nach einem Konzept der Research Luxembourg COVID-19 Taskforce startete Luxemburg im Mai 2020 ein Programm zur groß angelegten Testung, dem Large-scale Testing, der Bevölkerung und anschließender Ermittlung von Kontaktpersonen, eines der ersten seiner Art weltweit. Unterstützt durch Computermodelle ermöglichte diese Strategie noch vor der breiten Verfügbarkeit von Impfstoffen eine aktive Unterdrückung der Epidemiedynamik. So konnten die Entscheidungsträger die Infektionsdynamik genau verfolgen, Maßnahmen anpassen und Ausbrüche eindämmen, bevor sie sich ausweiteten. Die kontinuierliche Abwasserüberwachung unterstützte zudem die Echtzeit-Erkennung von Virustrends und -ausbreitung.

Die Bedeutung dieses Ansatzes wurde in einer Bewertung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgehoben. Darin wird der Research Luxembourg COVID-19 Taskforce eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Krisenreaktion des Landes zugeschrieben4. Dank ihrer koordinierten, wissenschaftlich fundierten Strategie war eine wirksame, faktengestützte Entscheidungsfindung möglich. Um die Widerstandsfähigkeit gegen künftige Gesundheitskrisen zu stärken, empfiehlt der OECD-Bericht, diese Praktiken zu institutionalisieren und alle gesellschaftlichen Akteure stärker in die Krisenbewältigung einzubeziehen.

Dieser evidenzbasierte Ansatz führte dazu, dass die maximale Auslastung des Gesundheitssystems nie überschritten wurde. Die Krankenhäuser des Landes blieben funktionsfähig, und trotz der weltweiten Wirtschaftsturbulenzen schrumpfte das luxemburgische BIP im Jahr 2020 nur um 0,8 %5. Dies steht in starkem Kontrast zum Durchschnitt des Euroraums von 6,5 %.6 Bis 2021 erholte sich die Wirtschaft mit einem Wachstum von 4,5 %.7

Die Unterzeichnung des Pandemieabkommens in dieser Woche ist ein wichtiger Schritt zum Aufbau eines widerstandsfähigeren globalen Gesundheitssystems. Es umfasst Maßnahmen zur Stärkung der Überwachung, zur gemeinsamen Nutzung von Erregerproben und Forschungsergebnissen, zur Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zu Impfstoffen und Diagnostika sowie zur Entwicklung koordinierter Logistiknetze. Darüber hinaus unterstützt es die geografisch verteilte Entwicklung von Forschungs- und Produktionskapazitäten und bekräftigt gleichzeitig die Souveränität der Länder in Fragen der öffentlichen Gesundheit.

Mit seiner Strategie für groß angelegte Testung, seiner integrierten Infrastruktur für Modellierung und Abwasserüberwachung sowie seinen sozioökonomischen Analysen bietet Luxemburg ein praktisches Beispiel für viele der im neuen Abkommen verankerten Grundsätze. Seit 2021 haben die luxemburgischen Forscher ihre Anstrengungen im Rahmen des CoVaLux-Programms weiter konsolidiert. Das Programm analysiert nicht nur die Lehren, die aus der Corona-Pandemie gezogen werden können, sondern setzt auch die Forschung zu Long COVID fort. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Symptomen, die bei einigen Patienten noch Monate und Jahre nach Abklingen der ersten SARS-CoV-2-Infektion auftreten. Auch hier ist die Ermittlung der erforderlichen Daten von entscheidender Bedeutung, um die Krankheit in Zukunft besser verhindern und behandeln zu können.


Über die Research Luxembourg COVID-19 Taskforce
Im Frühjahr 2020 wurde die Research Luxembourg COVID-19 Taskforce gegründet, um dem Land das gebündelte Fachwissen des öffentlichen luxemburgischen Forschungssektors (LIH, LISER, LIST, LNS, Luxinnovation, Universität und FNR, unter der Koordination des Ministeriums für Hochschulwesen und Forschung) zur Verfügung zu stellen.


Referenzen:

  1. J.M. Hassell, M. Begon, M.J. Ward, E.M. Fèvre, Urbanisation and Disease Emergence: Dynamics at the Wildlife–Livestock–Human Interface, Trends in Ecology & Evolution (2017).

  2. T. De Oliveira, H. Tegally, Will climate change amplify epidemics and give rise to pandemics?, Science (2023).

  3. W. Msemburi, A. Karlinsky, V. Knutson et al., The WHO estimates of excess mortality associated with the COVID-19 pandemic, Nature (2023).

  4. OECD, Evaluation of Luxembourg’s COVID-19 Response: Learning from the Crisis to Increase Resilience, OECD Publishing (2022).

  5. International Monetary Fund, European Dept., Luxembourg: 2023 Article IV Consultation-Press Release – Staff Report and Statement by the Executive Director for Luxembourg, IMF Staff Country Reports (2023).

  6. P. Muggenthaler, J. Schroth, Y. Sun, The heterogeneous economic impact of the pandemic across euro area countries, ECB Economic Bulletin (2021).

  7. European Commission, Analysis of the recovery and resilience plan of Luxembourg (2021).


Oberes Bild AI-generiert

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