Die Universität Luxemburg hat 15 Doktoranden des Jahres 2020 mit dem ersten „Excellent Thesis Award“ ausgezeichnet, der die herausragende Qualität ihrer Doktorarbeiten würdigt. 9 Preisträger/innen kommen von der Doctoral School in Science and Engineering, 4 von der Doctoral School in Humanities and Social Sciences, einer von der Doctoral School in Law und eine von der Doctoral School in Economics and Finance. Die Preisträger/innen sollen im Rahmen der Abschlussfeier für Doktoranden im Mai 2021 gefeiert werden. Insgesamt haben 124 Kandidaten im Jahr 2020 ihren Doktortitel erworben.
„Der Beitrag den die Doktoranden zur Positionierung der Universität Luxemburg als Forschungsuniversität leisten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, ebenso wie ihre Bedeutung als Talentpool für das Land. Der ‚Excellent Thesis Award‘ würdigt Spitzenforschung und wird an die besten 10% der Doktoranden der Universität vergeben. Wir sind stolz auf unsere herausragenden Nachwuchswissenschaftler/innen, die Botschafter/innen unserer Universität und für das Forschungs- und Innovationspotenzial Luxemburgs sein werden“, sagt Prof. Jens Kreisel, Vizerektor für Forschung der Universität.
Ein Querschnitt exzellenter Doktorandenforschung
Die Dres. Anna Sophia Monzel, Elisabeth Tropper, Vincent Richard und Nora Paulus gehören zu den 15 Preisträgern/innen des „Excellent Thesis Award“. Ihr Interesse an Wahlsystemen, dem Theater der Gegenwart, Mahnverfahren im Recht sowie dem Steuerwettbewerb trieb sie zu Höchstleistungen an.
Ein Mittelhirnmodell zum Verständnis der Parkinson-Krankheit

Dr. Anna Sophia Monzel schrieb ihre Doktorarbeit über die neurodegenerative Erkrankung Parkinson an der Doctoral School of Science and Engineering, betreut von Prof. Jens Schwamborn. Am Luxembourg Centre for Systems Biomedicine entwickelte sie eine miniaturisierte, künstliche und vereinfachte Version des Mittelhirns – dem Teil des Gehirns, der von der Parkinson-Krankheit betroffen ist – aus menschlichen Hautzellen, um die der Krankheit zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen.
Traditionell wurden adhärente Zellkulturen und Tiermodelle verwendet, um die Entwicklung und Erkrankung des Gehirns zu modellieren, aber sie haben klare Grenzen.
Zum Beispiel spiegeln 2D-Zellkulturen nicht die physiologische Umgebung wider, in der sich die Zellen natürlicherweise befinden, und Tiermodellen fehlen bestimmte Schlüsselmerkmale des menschlichen Gehirns. Daher sind in den letzten Jahren 3D-Modelle des menschlichen Gehirns entstanden, um die Lücke zwischen adhärenten Zellkulturansätzen und Tiermodellen zu schließen. „Als ich mit diesem Projekt begann, steckte die Organoid-Technologie noch in den Kinderschuhen, und es gab noch kein Organoid-Modell des menschlichen Mittelhirns, was mich ermutigte, ein solches Modell zu entwickeln“, sagt Dr. Monzel.
Dr. Monzel ist als Postdoktorandin an der Columbia University in New York tätig, um Mitochondrien, winzige Organellen in den Zellen unseres Körpers, zu untersuchen.
Ghost Buster des europäischen Gegenwartstheaters
Dr. Elisabeth Tropper schrieb ihre Dissertation über das zeitgenössische europäische Theater an der Doctoral School in Humanities and Social Sciences in Zusammenarbeit mit der Universität Trier und betreut von Prof. Dieter Heimböckel. Sie analysiert die vielfältigen Wiedergänger Europas – die die Form von Gespenstern, verworfenen oder verdrängten Erinnerungen, Umständen und Fakten annehmen können – und wie sie als subversive und kreative Werkzeuge eingesetzt werden, um die vermeintlich intakte Identität Europas, die Kohärenz seiner Selbstbeschreibungen und die Stabilität seiner historischen und geopolitischen Koordinaten zu untergraben.

„Ich war auf der Suche nach einem Thema, das ästhetische und politisch-ethische Fragen verbindet. Außerdem hat mich die Idee von Europa und die Konstruktion der Europäischen Union sehr interessiert – vielleicht umso mehr, nachdem ich nach Luxemburg gezogen bin“, sagt Dr. Tropper.
Heute hat Dr. Tropper wieder die Seiten von der Theorie zur Praxis gewechselt und ist derzeit als Dramaturgin am Schauspielhaus Graz tätig.
Ein Blick auf die Gesetze der Schuldenregulierung mit Gläubigern

Dr. Vincent Richard schrieb seine Dissertation zum Thema „Le jugement par défaut dans l’espace judiciaire européen“ (Versäumnisurteil im europäischen Rechtsraum) an der Doctoral School of Law, betreut von Prof. Gilles Cuniberti und Prof. Loïc Cadiet, in Zusammenarbeit mit der Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne und dem Max-Planck-Institut Luxemburg. Die Arbeit befasst sich mit Versäumnisverfahren und Mahnverfahren im französischen, englischen, belgischen und luxemburgischen Recht. Das Mahnverfahren findet Anwendung, wenn der Beklagte nicht vor Gericht erscheint, um die Forderung zu bestreiten. Wenn der Gläubiger damit rechnet, dass sein Schuldner nicht vor Gericht gehen wird, um den Fall zu verteidigen, werden Mahnverfahren eingeleitet.
Sie betreffen oft Rechnungen von Versorgungsunternehmen. Dr. Richard vergleicht die Verfahren, um zu verstehen, welche Elemente die Anerkennung dieser Entscheidungen in anderen EU-Mitgliedstaaten wahrscheinlich behindern.
„Ich freue mich sehr, dass die Universität meine Arbeit für preiswürdig erachtet hat. Sie unterstreicht die Bedeutung der Rechtsvergleichung, da luxemburgische Juristen immer darauf achten müssen, was jenseits der Grenzen passiert“, sagt Dr. Richard.
Dr. Richard wird seine Arbeit in einer Anwaltskanzlei fortsetzen und hofft, die juristische Praxis mit der Lehre und dem wissenschaftlichen Schreiben zu verbinden.
Analyse der Folgen des Steuerwettbewerbs
Dr. Nora Paulus schrieb ihre Doktorarbeit „Essays on tax competition“ an der Doctoral School in Economics and Finance, betreut von Prof. Patrice Pieretti. Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit der Dynamik des interjurisdiktionalen Wettbewerbs um mobile Steuerbasen. Vor diesem Hintergrund untersucht Dr. Paulus Fragen zum dynamischen Steuerwettbewerb. In diesem Zusammenhang analysiert Dr. Paulus die Folgen des Steuerwettbewerbs in einem dynamischen Umfeld, in dem Kapital mehr oder weniger schleppend von einer Jurisdiktion zur anderen fließen kann, als Reaktion auf politische Veränderungen und Regierungen, die je nach spezifischen Verhaltensmustern unterschiedlich interagieren.

Ein letzter Teil der Dissertation widmet sich einer Abmilderungsregel (Controlled-foreign-Company Rule) von „schädlichen“ Steuervermeidungspraktiken multinationaler Unternehmen. Tatsächlich können multinationale Unternehmen ihre Steuerlast senken, indem sie Gewinne in Steueroasen verlagern oder Kapital in das Land verlagern, das weniger Steuern erhebt.
„Ich bin sehr dankbar, dass ich mit dem Excellent Thesis Award ausgezeichnet wurde. Die Arbeit an meiner Dissertation war eine lange und herausfordernde, aber auch unvergessliche Reise. Es ist schön zu sehen, dass all die Bemühungen, die ich in meine Forschung gesteckt habe, belohnt werden“, sagt Dr. Paulus.
Die Doktorandenausbildung ist eine der Kernaufgaben der Universität Luxemburg. Rund 950 Doktoranden sind derzeit an der Universität Luxemburg eingeschrieben, was ein großes Potenzial für ein weiteres Jahr exzellenter Doktorandenausbildung im Jahr 2021 birgt.
Name
Title of the thesis
Doctoral school
Gelen Gael Chewe Ngapeya
Improvement of the load-bearing capacity of dry-stacked masonry
Doctoral School in Science and Engineering
Hugues Meyer
Generalized Langevin Equations and memory effects in non-equilibrium statistical physics
Doctoral School in Science and Engineering
Diego Kreutz
Logically centralized security for Software-Defined Networking
Doctoral School in Science and Engineering
Ivana Vukotic
Formal Framework for Verifying Implementations of Byzantine Fault-Tolerant Protocols Under Various Models
Doctoral School in Science and Engineering
Marie Laure Zollinger
From Secure to Usable and Verifiable Voting Schemes
Doctoral School in Science and Engineering
Filippo Mazzoli
Constant curvature surfaces and volumes of convex co-compact hyperbolic manifolds
Doctoral School in Science and Engineering
Marc Schiry
Untersuchung der metallurgischen Phasenbildung und deren Einfluss auf die Verbindungseigenschaften sowie auf die Versagensursachen von laserstrahlgeschweißten Hartmetall-Stahl-Verbunden
Doctoral School in Science and Engineering
Fulvio Paleari
First-principles approaches to the description of indirect absorption and luminescence spectroscopy: exciton-phonon coupling in hexagonal boron nitride
Doctoral School in Science and Engineering
Anna Sophia Monzel
Modelling Parkinson’s disease in human midbrain organoids
Doctoral School in Science and Engineering
Elisabeth Tropper
ENTER THE GHOSTS OF EUROPE. Heimsuchungen Europas im Theater der Gegenwart
Doctoral School in Humanities and Social Sciences
Christa Birkel
Das Herzogtum Luxemburg unter ‚auswärtiger‘ Herrschaft (1346-1437).
Legitimation, Delegation und Partizipation zwischen Kooperation und Konkurrenz
Doctoral School in Humanities and Social Sciences
Tahereh Pazouki
MaGrid – From Developing a Language-Neutral Learning Application to Predictive Learning Analytics
Doctoral School in Humanities and Social Sciences
Matthias Kern
Health, Well-Being, and Health Behavior Among Immigrant Adolescents in Social Context
Doctoral School in Humanities and Social Sciences
Vincent Richard
Le jugement par défaut dans l’espace judiciaire européen
Doctoral School in Law
Nora Paulus
Essays on Tax Competition
Doctoral School in Economics and Finance