Ab dem 30. April erhalten Menschen, die in den Europawahlen ihre Stimme abgeben möchten, erneut Unterstützung bei der Entscheidungsfindung. Die Internetplattform „Smartwielen“ bietet zusätzliche Informationen und Fragebögen, die den Nutzern helfen, diejenigen Kandidaten und Parteien zu finden, die ihrem politischen Profil am besten entsprechen.
Bei den luxemburgischen Nationalwahlen 2018 hatten mehr als 50.000 Nutzer die Smartwielen Plattform verwendet, die von der Universität Luxemburg, dem „Zentrum fir politesch Bildung“ (ZpB) und dem Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) mit ihrem Schweizer Partner Politools entwickelt wurde.
Der Kern von Smartwielen ist ein Fragebogen mit 33 Aussagen zu diversen politischen Themen, zur der zunächst Kandidaten und Parteien eine Position bezogen haben. Indem der Nutzer ebenfalls auf diese Aussagen reagiert, erhält er eine Auswertung dazu, inwieweit sich seine politischen Präferenzen mit den Programmen der jeweiligen Parteien und Kandidaten decken. Das Smartspider-Tool bietet den Nutzer eine visuelle Hilfe, um seine Position auf sechs thematischen Achsen des politischen Spektrums zu sehen.
Bei der Entwicklung des Fragebogens wurden mehrere Zielgruppen konsultiert, um deren Vorstellungen bei der Weiterentwicklung der Plattform Rechnung zu tragen: Jugendliche, Journalisten, zivilgesellschaftliche Akteure und Interessengruppen. Eine angepasste Version von Smartwielen wurde Ende Januar online gestellt, damit jeder interessierte Wähler Vorschläge für Fragen einreichen konnte. „Diese Aussagen müssen klar und konkret ausgearbeitet sein, und sie dürfen den Nutzer nicht in Richtung einer Antwort beeinflussen“, erklärt Dr. Raphaël Kies, Forscher an der Universität Luxemburg. „Es muss ebenfalls auf eine Balance zwischen Thematiken geachtet werden.“
In diesem Jahr ist die Webseite in fünf Sprachen verfügbar: Luxemburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch. Um die Verwendung zu erleichtern, wurde auf der Website ein in fünf Sprachen übersetztes Tutorial-Video hinzugefügt.
„Der Erfolg des Instrumentes zeigt, dass es einen realen Bedarf gibt“, fährt Kies fort. „Dieser entsteht unter anderem durch die Wahlpflicht und das Panaschieren, das in Luxemburg gängig ist, aber auch durch das Interesse des Bürgers, am politischen Leben teilzunehmen.“
Wie steht es mit dem Rest Europas?
Darüber hinaus ist Smartwielen am Projekt VoteMatch Europe beteiligt, das eine Vielzahl unabhängiger Online-Wahlsysteme („Voting advice application“) in Europa zusammenbringt.
Mit VoteMatch Europe können Wähler ihre eigenen politischen Einstellungen mit den Programmen politischer Parteien in anderen Ländern der Europäischen Union (EU) vergleichen. Konkret funktioniert dies so: Nachdem ein Nutzer seine Ergebnisse auf Smartwielen für Luxemburg erhält, kann seine Antworten auch an VoteMatch Europa zu schicken, um eine Einschätzung seiner politischen Nähe zu den Parteien des EU-Landes seiner Wahl zu bekommen.
Ein wichtiges Forschungswerkzeug
Wie nach den Nationalwahlen werden die Universität Luxemburg und das LISER weiterhin Daten aus Smartwielen für Forschungszwecke nutzen. Unter anderem wird die Nutzung der Plattform analysiert: die Evolution der Nutzer oder die Möglichkeit, dass die Plattform eine Quelle für Wahlinformation wird. Weitere Forschungsgegenstände sind die Analyse der politischen Positionierungen der Parteien, Kandidaten und Benutzer sowie der Zusammenhang zwischen sozialer Klasse und der politschen Einstellung der Nutzer.