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Verstärkung von Partnerschaften, Wissens- und Technologietransfer

  • Universität / Zentralverwaltung und Rektorat
    04 Februar 2021
  • Kategorie
    Universität

Interview mit Dr. Christophe Haunold

Die Universität Luxemburg hat ein neues zentrales Büro für Partnerschaften, Wissens- und Technologietransfer (PaKTT) geschaffen und Dr. Christophe Haunold zu dessen Leiter ernannt. Ziel des Büros ist es, die Partnerschaften der Universität mit industriellen und öffentlichen Partnern zu fördern und die hochwertigen Forschungsergebnisse der Universität umzusetzen, um einen Mehrwert für die Gesellschaft und Unternehmen zu schaffen. Die Fakultäten und interdisziplinären Zentren der Universität haben bereits mehrere bedeutende Partnerschaften, Proof-of-Concepts und Spin-offs gegründet. Das PaKTT-Büro bietet zentrales Management und Unterstützung, ist eine Schnittstelle für industrielle und öffentliche Akteure und bündelt bestehende Aktivitäten im Sinne eines dezentralen Systems, um Forscher in allen Bereichen zu unterstützen.

In einem Interview spricht Dr. Christophe Haunold über den bisherigen Wissens- und Technologietransfers an der Universität, über laufenden Projekte und darüber, wie sich die Pandemie auf die Arbeit des neuen Büros ausgewirkt hat.

Wie funktioniert Wissens- und Technologietransfer an der Universität aus?

Seit ihrer Gründung hat die Universität Luxemburg große Anstrengungen unternommen, um ihre Forschungsaktivitäten in Partnerschaft mit der Industrie und öffentlichen Organisationen zu entwickeln. Durch diese Partnerschaften erlebt die Universität die industriellen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die zunehmend interdisziplinäre und branchenübergreifende Ansätze erfordern. Die Kultur der Partnerschaft und des Wissens- und Technologietransfers an der Universität ist vielschichtig.

Lehrstühle wie der ArcelorMittal-Lehrstuhl für Stahlbau, der SES-Lehrstuhl für Satellitenkommunikation und Medienrecht, der PayPal-PEARL-Lehrstuhl für digitale Finanzdienstleistungen und der Lehrstuhl Ville d’Esch für Stadterneuerung, sind emblematische Beispiele für die Verbindungen der Universität zu industriellen und öffentlichen Partnern. Im weiteren Sinne sind öffentlich-private Partnerschaften ein weiteres wichtiges Instrument der Partnerschaft, die oft vom luxemburgischen Nationalen Forschungsfonds (FNR) durch seine BRIDGES- oder Industrial Fellowships-Projekte und die F&E-Innovationsprogramme des luxemburgischen Wirtschaftsministeriums mitfinanziert werden.

Der Wissenstransfer durch die Lizenzierung von geistigem Eigentum (IP) wurde auch mit bestehenden Unternehmen oder durch Spin-off-Gründungen entwickelt, was ein risikoreicheres Unterfangen ist, das technologische, Markt- und finanzielle Risiken birgt und oft Zwischenphasen des Konzeptnachweises, der Demonstration, Validierung und Reifung erfordert. Die Universität hat in diesem Bereich in den letzten sechs Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Ich habe sehr spannende Initiativen zur Forschungsaufwertung und Ausgründungen entdeckt, wie Motion-S (die erste Ausgründung der Universität), Databourg, LuxAI, LetzMath und OrganoTherapeutics in den Bereichen Mobilität, Umweltüberwachung, Robotik, Bildung oder Medikamentenentwicklung. Die Universität nutzt IP-Rechte und Schutz einschließlich Patentanmeldungen, um Werte und Vermögenswerte in diesen innovativen Unternehmen zu schaffen.

Was steht für das PaKTT-Büro in Zukunft auf dem Programm?

Die Universität entwickelt derzeit in Absprache mit den Fakultäten und interdisziplinären Zentren eine Strategie für Partnerschaften, die die Stärken und Erwartungen aller Einheiten nutzen wird. Zukünftige Forschungsprojekte werden sich auf disziplinäre Kompetenzen stützen, aber auch ganzheitlichere Herausforderungen wie Gesundheit, Digitalisierung, nachhaltige Entwicklung und das meist ungenutzte Potenzial in den Sozial- und Geisteswissenschaften angehen. Wir arbeiten derzeit an sehr vielversprechenden interdisziplinären Ausgründungsprojekten, die auf technologischen Feldern und dem Know-how der Sozial- und Geisteswissenschaften aufbauen. Die Projekte befassen sich mit Themen wie kognitiven Assessments – unschätzbare Werkzeuge für das Verständnis der Rolle spezifischer Hirnfunktionen bei einer Reihe von Störungen und Syndromen – und automatischer Compliance-Prüfung zur Vereinfachung des Screenings von Geschäftsprozessen und rechtlichen Dokumenten für die Einhaltung der Allgemeinen Datenschutz-Verordnung.

Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Der Aufbau von Partnerschaften und der Wissens- und Technologietransfer ist ein Kontaktsport. Offensichtlich beeinflusst die Situation unsere Aktivitäten stark. Ich konnte nicht so viele Partner treffen, wie ich es mir gewünscht hätte, insbesondere auf industrieller Seite. Remote-Meetings sind eine vorübergehende Lösung, aber die Qualität des Austauschs leidet zwangsläufig im Vergleich zu persönlichen Treffen, da viele feine Signale verloren gehen. Als Neuling war es schmerzlich, viele physische Begegnungen mit wichtigen Personen wie Forschern, Kollegen, Partnern, öffentlichen Einrichtungen und Regierungsorganisationen verschieben zu müssen, auch wenn ich aus der Ferne mit den wichtigsten Akteuren des Innovations-Ökosystems bekannt gemacht wurde. Was die Innovationstätigkeit an der Universität betrifft, so sind wir besorgt, dass aufgrund der Eigendynamik der Projekte die negativen Auswirkungen der Pandemie erst im nächsten Jahr zu spüren sein werden. Einige Projekte haben sich verlangsamt, und wir bemerken bereits jetzt einen Rückgang bei der Zahl der neuen Erfindungen und Patentanmeldungen.

Aber die COVID-19-Krise hat auch gezeigt, dass außergewöhnliche Umstände neue Möglichkeiten schaffen und uns dazu drängen, kollaborative Fähigkeiten mit neuen Kommunikationswerkzeugen zu erneuern. Die Pandemie hat auch deutlich gezeigt, wie wichtig und effektiv der Technologietransfer aus der öffentlichen Forschung ist, um wichtige soziale und gesundheitliche Probleme zu lösen.

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