Wann und warum wir Tiere in der Forschung einsetzen

Zweck der biomedizinischen Forschung ist es, die Funktionen des menschlichen Körpers sowie die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten besser zu verstehen. Dieses Wissen wird zur Entwicklung sicherer und wirksamer Wege zur Prävention und Behandlung dieser Krankheiten genutzt. Tiere sind dabei in allen Phasen von Bedeutung, nicht nur bei Sicherheitsprüfungen.

Der Einsatz lebender Tiere ist zwar wichtig, jedoch nur eine der vier Hauptforschungsmethoden am LCSB. Diese Methoden sind dabei nicht als Alternativen zu verstehen – vielmehr handelt es sich um komplementäre Methoden, die alle gleichermaßen begründet sind und entscheidend zum Gesamtbild beitragen.

  • In-vitro-Verfahren beinhalten die Untersuchung von isolierten Molekülen, Zellen und Geweben in einer Zellkulturschale, die Material von Menschen, Tieren oder Mikroorganismen enthält. Sie liefern nützliche Informationen über die Wechselwirkungen zwischen Molekülen, zwischen oder innerhalb der Zellen oder über Organfunktionen.
  • Bei In-silico-Verfahren werden Computermodelle oder -simulationen entwickelt, die auf verfügbaren Daten aus vorangegangenen Versuchen basieren. Mit detaillierten Modellen molekularer Wechselwirkungen und Zell- oder Organfunktionen lassen sich tausende verschiedene Szenarien, etwa Wirkstoff-Screenings, am Computer zeitsparend simulieren, bevor mit den vielversprechendsten Kandidaten in anderen Verfahren weitergeforscht wird.
  • Die Forschung an freiwilligen Versuchspersonen und Bevölkerungsgruppenkann sehr nützliche Informationen über die Funktionsweise des gesunden und erkrankten Körpers sowie über die Verbreitung von Krankheiten in der Gesellschaft liefern. Dies ist jedoch nur in beschränktem Umfang möglich. Außerdem sind klinische Studien mit Wirkstoffkandidaten nur zulässig, wenn das Präparat zuvor an Tieren auf unerwünschte Nebenwirkungen getestet wurde.
  • Tierversuche werden in der Forschung verwendet, wenn geprüft werden muss, was im lebenden Organismus passiert, jedoch der Einsatz von Testpersonen in der Studie aus zeitlichen oder ethischen Gründen nicht angemessen wäre.

Tierversuchsfreie Methoden sind fester Bestandteil der biomedizinischen Routineforschung und machen den Großteil der Forschungsprojekte am LCSB aus.So dürfen auch nach EU-Recht Tiere nur dann eingesetzt werden, „wenn es keine tierversuchsfreie Alternative gibt“. Durch Tierversuche lassen sich somit unsere medizinischen Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten verbessern, wenn alternative Methoden keine Antworten liefern können.

Vorteile von Tierversuchen

Tierversuche haben in der Entwicklung beinah aller modernen Arzneimittel und Therapien – sowohl für Mensch als auch Tier – eine wichtige Rolle gespielt. Trotz langjähriger Forschung gibt es viele weit verbreitete und zu Pflegebedürftigkeit führende Erkrankungen, die bislang immer noch nicht heilbar sind. Die biomedizinische Forschung kann ein zeitintensiver Prozess sein, der zwar nicht immer schnelle Lösungen bietet, aber dank Tierversuchen kommen wir Heilmitteln und -methoden für Krebs, Epilepsie, Neurodegeneration und viele andere Erkrankungen schrittweise näher.

Nicht jede Tierstudie führt direkt zu neuen Therapien für Patienten. Zunächst müssen Wissenschaftler die spezifischen biologischen Mechanismen, die einer Erkrankung zugrunde liegen, verstehen, bevor sie entsprechende Therapiemöglichkeiten erforschen können. In einigen Fällen mag es zwar nicht ohne Weiteres ersichtlich sein, wie wichtig die Forschung zur Linderung von Erkrankungen des Menschen ist, sie bildet jedoch häufig die Basis für die Entwicklung neuer Therapien. Gemäß der Europäischen Richtlinie 2010/63/EU gelten für Tierversuche strenge Auflagen, wonach diese nur dann zulässig sind, wenn offensichtlich die Notwendigkeit dafür besteht und keine Alternativen zur Verfügung stehen. 

In der gesamten Europäischen Union ist die Durchführung von Tierversuchen mit kosmetischen Mitteln oder ihren Bestandteilen sowie der Import kosmetischer Erzeugnisse, die an Tieren getestet wurden, gesetzlich untersagt.

Diesen Beitrag teilen