Wie eng blieben der fränkische Westen und der byzantinische Osten nach dem Ende der römischen Kaiserherrschaft in weiten Teilen des Westens verbunden? Laury Sarti nutzt eine Vielzahl an schriftlichen und materiellen Quellen, um dieser Frage mit Blick auf eine Epoche
politischer Umwälzungen und gradueller Transformationen auf den Grund zu gehen. Hierbei werden sowohl die Konnektivität durch persönlichen Kontakt, z. B. durch Gesandtschaften oder Pilgerreisen, als auch der Austausch von Gegenständen und Wissen untersucht, wodurch ein vielseitiges Panorama einer Zeit entsteht, aus der uns nur sehr wenig Quellen überliefert sind.
Dabei wird aufgezeigt, dass der Austausch über das Mittelmeer nicht nur ungeachtet der muslimischen Expansion und Bedrohungen auf dem Balkan bestehen blieb, sondern es auch bisher unbekannte Hinweise auf ein mögliches Fortbestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Reichen in der besonders dunklen Zeit des späten 7. und frühen 8. Jahrhunderts gibt. Archäologische Funde und Urkunden mit Bezug auf mediterrane Importe bezeugen außerdem, dass auch der Handel nie völlig zum Erliegen gekommen sein kann. So lässt sich eine Welt rekonstruieren, die deutlich vernetzter geblieben war als die ältere Forschung noch vermutet hatte, ohne dass von tatsächlich verbundenen Gesellschaften die Rede sein kann.
Laury Sarti ist Mediävistin und seit 2017 als Akademische Rätin an der Universität Freiburg tätig, wo sie 2022 habilitierte. Ihre akademische Laufbahn umfasst zuletzt Professurvertretungen an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg sowie die Professur für Geschichte der Religionen an der Universität Konstanz. Bis 2020 war sie Projektleiterin der von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsgruppe „Militarisierung frühmittelalterlicher Gesellschaften“. Promoviert wurde sie an der Universität Hamburg zu einer Arbeit
zur Bedeutung von Krieg als Faktor gesellschaftlichen Wandels nach dem Ende des römischen Reiches im Westen. Die erste von zwei aus ihrer Habilitationsschrift hervorgehende Monographie mit dem Titel „Orbis Romanus: Byzantium and the Legacy of Rome in the Carolingian World“, erscheint bei Oxford University Press. Seither befasst sie sich mit einem neuen Projekt, das sich nun der physischen Mobilität seit dem Hochmittelalter zuwendet.
Programm
18h30: Einschreibung
18h45: Vortrag
19h30: Diskussion
20h00: Empfang
Organisation / Kontakt: Let’s Talk About History letstalkabouthistory@uni.lu