VORTRAGSREIHE DER ARBEITSGRUPPE „HUMANITIES AND RELIGION“
Thema
Nach Claude Lefort ist die Demokratie durch ein grundlegendes Repräsentationsproblem gekennzeichnet: Anders als in der Monarchie gibt es keinen Körper des Souveräns mehr, in dem sich der Staat als einheitlich präsentieren kann. Das oftmals als „populistisch“ bezeichnete Hollywood-Kino der 1930er- und 1940er-Jahre sucht die Leere im Herzen der Demokratie wieder zu füllen, indem es politische Repräsentation als Epiphanie vorstellt: Durch die Überzeugungskraft einer spontan gehaltenen Rede wird eine Person für die Dauer ihres Auftritts als Repräsentant:in eines ‚wahren‘ Amerikas offenbar, in dem die in den Gründungstexten der USA festgeschriebenen Ideale immer schon verwirklicht sind. Der privilegierte Zugang zu dieser Sphäre der Idealität versetzt sie in die Lage, aus den zerstreuten und irregeführten Menschen, die ihr zuhören, ein homogenes Volk zu formen, das sich seiner höheren Bestimmung wieder bewusst wird. Dieser Mythos einer sich spontan erneuernden gesellschaftlichen Ordnung, in dem sich demokratische Ideale mit politischer Theologie und amerikanischem Exzeptionalismus verbinden, hat sich tief in das kulturelle Gedächtnis der USA eingeschrieben und prägt die populistische Inszenierung von Repräsentation bis heute.
Referent
