Was âventiure sei, möchte ein Waldmensch in Hartmanns von Aue mittelhochdeutschem Roman Iwein wissen. Die Antwort des Artusritters Kalogrenant gibt durchaus Rätsel auf und wird bis heute immer wieder in der Forschung diskutiert: « Man nennt mich einen Ritter und ich suche einen Mann, der wie ich gerüstet ist, damit er mit mir kämpft. » Ein Abenteuer suchen, das bedeutet für Kalogrenant in den Kampf zu ziehen, Ehre mit Waffengewalt erringen. Moderne Abenteuererzählungen, gerade solche, die sich an Kinder und Jugendliche richten, haben sicherlich oft ein anderes Verhältnis zur Gewalt, fremd ist ihnen das mittelalterliche Muster der âventiure aber keinesfalls.
Der mhd. Begriff aventiure (lat. advenire ‘geschehen, sich ereignen’) bezeichnet zunächst ein ungewöhnliches Ereignis, ein Schicksal, eine Begebenheit. Als Narrativ ist sie meist in eine bestimmte Grundstruktur eingebettet: Der Held (seltener die Heldin) verlässt die Heimat und bewährt sich in der Fremde, um dann als ‘wahrer’ Held zurückzukehren. Dieses schlichte und variationsfreudige Grundmuster stimuliert die Imagination von Leserinnen und Lesern bis in die Gegenwart hinein. Abenteuergeschichten sind aber nicht nur unterhaltend und spannend, in didaktischer Perspektive bieten sie aufgrund ihrer Serialität, ihrer Level-Struktur und ihres Ereignischarakters außerdem Chancen für literarisches Lernen im Unterricht.
Der Vortag findet im Rahmen der Fortbildungsveranstaltungen des Luxemburgischen Germanistenverbandes (LGV) statt.