Event

Panel im Rahmen des Germanistentag 2019 in Saarbrücken: Zeitrahmenüberschreitungen im vormodernen Erzählen

  • Conférencier  Organisation: Amélie Bendheim, Martin Hammer (Wuppertal)

  • Lieu

    Universität des Saarlandes Gebäude B4 1

    66123, Saarbrücken, DE

  • Thème(s)
    Sciences humaines

Anlässlich des Germanistentages 2019 in Saarbrücken organisieren Amélie Bendheim und Martin Hammer (Wuppertal) ein Panel zum Thema „Zeitrahmenüberschreitungen im vormodernen Erzählen“. Das Panel widmet sich der Frage, wie im vormodernen Erzählen Zeitrelationen mittels erzählerischer Rahmenüberschreitungen (oder vice versa) hergestellt bzw. sichtbar gemacht werden; im Fokus stehen also Konzepte des Transgressiven in ihrem Verhältnis zur Zeitlichkeit.

Katharina Philipowski evaluiert in ihrer Panel-Keynote die rein gegenwartsbezogene Funktion der Tempuskategorie Präsens in Hinblick auf mittelalterliches Erzählen. Ausgehend von der These des Präsens als ‚Atemporalis‘ (Vennemann) geht sie am Beispiel des Wilhalm von Wenden Ulrichs von Etzenbach der Frage nach, wozu Erzähler narrativer Texte punktuell das Präsens verwenden. Dass präsentische Erzähleräußerungen u.a. auf eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen und damit auf Verzerrungen der chronologischen Zeitwahrnehmung zielen können, greift der Beitrag von Antje Sablotny auf, die ausgehend vom Kyot-Exkurs in Wolframs Parzival Transzendenzphänomene in den Blick nimmt, die durch Brüche mit der Zeitlichkeit vermittelt werden. Im dritten Vortrag diskutiert Sebastian Holtzhauer Zeitrelationen zwischen Dies- und Jenseits in Bezug auf die Brandantradition: Während in der lat. Navigatio die christlichen Jenseitsräume insbesondere zeitlich und in teils paradoxer Weise bestimmt werden, inszeniert die dt. Reisefassung Grenzüberschreitungen von der Intra- zur Extradiegese mittels schriftgebundener Legitimationsstrategien, um dem Rezipienten überzeitliche Wunder Gottes zu beglaubigen. Die damit angedeutete mediale Perspektive rückt abschließend bei Nadine Jäger ins Zentrum: Sie liest die Trinkheischen der ‚Spielmannsepen‘ als transgressive Performanzgesten und erörtert davon ausgehend u.a. den prekären Überlieferungsstatus jener Markierungen des kommunikativen Rahmens.

Im Rahmen des Panels soll erörtert werden, wie ZeitRahmenÜberschreitungen Erzähltexte des Mittelalters in formaler und funktionaler Weise affizieren, aber auch, inwiefern sie kultur- und medienhistorische Bedingungen ihrer Zeit reflektieren.

Vortragende:

Prof. Dr. Katharina Philipowski (Potsdam): „Wann und wo ist nû? Formen des Präsens-Gebrauchs in Ulrichs von Etzenbach Wilhalm von Wenden“

Antje Sablotny, M.A. (Dresden): „ZeitRahmenÜberschreitungen und Transzendenz im Kyot-Exkurs des Wolfram’schen Parzival“

Sebastian Holtzhauer, M.A. (Osnabrück): „Jenseits des Diesseits. Narration und Narrativierung von (Un)Endlichkeit in der lateinischen und deutschen Tradition des Brandanstoffs“

Nadine Jäger, M.A. (Wuppertal): „man wolle dan dem leser eins drincken geben. Zu transgressiven Performanzgesten und deren Überlieferungsstatus in den ‚Spielmannsepen‘“