** Seminar im Rahmen der Vortragsreihe der Arbeitsgruppe „Humanities and Religion“ **
Während des Kalten Krieges fokussierte sich die Friedensethik auf die Verhinderung eines Atomkrieges (Kriegsverhinderungsethik). Am Ende des Kalten Krieges drohte diese Gefahr nicht mehr. Außerhalb Europas (z.B. in Ruanda) und in Europa (Jugoslawien) brachen aber Gewaltkonflikte aus, die mit massenhaften, schwersten Menschenrechtsverletzungen einhergingen. Hinzu kam der schwere Terroranschlag von 9/11. Das führte zu einem neuen Nachdenken über die Anwendung von Gewalt (Kriegsführungsethik). Viele Fragen blieben allerdings unbeantwortet, insbesondere die nach einer legitimen Gewaltanwendung ohne UN-Mandat. Die Frage, wie auf den Völkerrechtsbruch Russlands zu reagieren ist, sprengt nicht nur die Unterscheidung von Kriegsverhinderung und -führung, sondern bringt auch alle unerledigten Fragen aufs Tapet und fügt neue hinzu. In a nutshell: Welches Ziel soll in einer militärischen Reaktion realisiert werden? Welches Anforderungsprofil ist an einen Agenten zu stellen, damit er als kompetent und legitim gelten kann, dieses Ziel zu realisieren? Welche Mittel stehen ihm erlaubterweise zur Verfügung? Welche Übel in der Ukraine, in Europa und in anderen Weltteilen dürfen in Kauf genommen? Mit welchen Partnern darf er kooperieren? Diese und ähnliche Fragen harren ihrer Antwort.
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jean-marie.weber[@]uni.lu