Schülerinnen und Schülern ‚den Stecker ziehen’ – Wolfgang Herrndorfs Tschick als Beispiel für den Einsatz von Adoleszenzromanen im Deutschunterricht
„Zauberisch und superporno“ (Süddeutsche Zeitung) – Wolfgang Herrndorfs preisgekrönter Roman hat einer breiten Leserschaft „den Stecker“ (Herrndorf) gezogen und sie mit auf einen Road Trip genommen, der nicht nur als unterhaltsamer Zeitvertreib gelten kann, sondern zugleich zum Aufbruch aus gewohnten Denkmustern anregt. Tschick eignet sich dabei aus mehreren Gründen in besonderer Weise für den Einsatz im Deutschunterricht, da er ein breitgestreutes Identifikationspotenzial anbietet und über den mitreißenden Plot hinaus viel Raum lässt, um über das eigene Selbst und die Bedingungen eines toleranten Miteinanders nachzudenken.
Die Lebensgeschichte des Maik Klingenberg ist über lange Zeit die Geschichte eines Außenseiters, der aus einem wohlstandsverwahrlosten Elternhaus stammt, in dem es normal ist, dass die Mutter regelmäßige Besuche in der Beautyfarm (d.h. in der Suchtanstalt) unternimmt, der Vater mit seiner deutlich jüngeren Assistentin Mona Urlaub macht und er die Sommerferien alleine Zuhause verbringt. Erst das Auftreten und Kennenlernen von Tschick ermöglicht es Maik, aus seiner passiven Rolle herauszutreten und ein positives Selbst- und Weltbild zu entwickeln. Dabei wird die Figur mit allen nur denkbaren Stereotypen eingeführt, die auch Maiks Denken zu Beginn prägen. Tschicks Auftreten und Verhalten führt von Anfang an zu Irritationen, die auf Maiks Seite langsam aber sicher einen grundlegenden Reflexions-, ja sogar einen Bildungsprozess in Gang setzen. Dieser Prozess, der als ein interkultureller Bildungsprozess bezeichnet werden kann, wird in Form eines Vortrags präsentiert, um daran anschließend gemeinsam über das Bildungspotenzial von Adoleszenzromanen für den Deutschunterricht zu diskutieren.